Wissenschaftliche Begleitung des Projekts „Erzählwerkstatt“ im Rahmen der Offensiven Bildung in Ludwigshafen
Projektbeschreibung
Thema
Die „Erzählwerkstatt” ist eines der sieben Projekte der Offensive Bildung, die zum Ziel haben, die frühkindliche Bildung in Kindertagesstätten zu fördern. In der Initiative „Offensive Bildung“ haben sich seit Beginn des Jahres 2005 die Stadt Ludwigshafen, der protestantische Kirchenbezirk Ludwigshafen und die katholischen Trägerorganisationen zu einer Initiative „Offensive Bildung“ zur frühkindlichen Bildungsförderung in Kindertagesstätte in Ludwigshafen zusammengeschlossen. Unterstützt und finanziell getragen wurden die Projekte durch die BASF SE, deren gesellschaftliches Engagement in der Metropolregion Rhein-Neckar unter dem Motto stand „Mit uns gewinnt die Region!“ Seit 2008 steht das Projekt unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission e.V.
Im Rahmen der „Offensive Bildung“ entwickelten die oben genannten Trägerorganisationen aus der Praxis heraus sieben Projekte, die zum Ziel hatten, die frühkindliche Bildung in Kindertagesstätten zu fördern. Thematisch griffen diese sieben Projekte aktuelle inhaltliche Ansprüche aus den verschiedenen Bildungsplänen auf und setzten sie modellhaft um. Die Projekte wurden trägerübergreifend in allen 90 Kindertagestätten in Ludwigshafen ausgeführt und wissenschaftlich begleitet. Ab dem Herbst 2008 wurden sie auch in die Region übertragen.
Das Projekt Erzählwerkstatt, eines der sieben Projekte, zielt insbesondere auf eine nachhaltige Förderung der Erzählkultur im Rahmen eines interkulturellen Kontextes. Das Erzählen von Geschichten aus verschiedenen Kulturen und Religionen soll Kindern helfen, sich selbst und andere besser verstehen zu lernen. Erzählen, so die wissenschaftlich belegte These ist ein wichtiger Faktor menschlicher Identitätsbildung ebenso wie der allgemeinen Sprachförderung. Das Projekt Erzählwerkstatt hatte zum Ziel:
- Kinder in ihrer persönlichen und sprachlichen Entwicklung ganzheitlich zu fördern.
- Pädagogische Fachkräfte vor Ort im freien Erzählen traditioneller Geschichten zu qualifizieren, sie zum Erzählen zu ermutigen und zu befähigen.
- Die Vernetzung und die Zusammenarbeit mit anderen Personen und Einrichtungen über das Erzählen zu unterstützen.
Eingebettet wurden diese Ziele in ein projektorientiertes Konzept, indem über spezielle Erzählveranstaltungen (Erzählprojekte in einem Erzählzelt der Einrichtung sowie ein internationales Erzählfestival) konkrete Erzählanlässe geschaffen werden, die in die Einrichtungen aber auch über die beteiligten Einrichtungen hinaus ausstrahlen.
Vorgehen
Die wissenschaftliche Begleitung ist gezielt interdisziplinär angelegt. In der Zusammenarbeit verknüpfen sich die Disziplinen Literaturwissenschaft – Psychologie – Soziologie – Spielpädagogik. Die Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung bestanden in der Evaluierung der Erzählwerkstatt in all ihren Modulen sowie in der Beratung der Projektmitarbeiterinnen und des Projektträgers in Fragen der Qualitätssicherung. Gegenstand der Evaluierung waren
- Die Akzeptanz und Alltagstauglichkeit der Fortbildungskonzepte,
- die Beurteilung der Implementierung der Erzählmethode in den pädagogischen Alltag der Fachkräfte und die Entstehung einer Erzählkultur in den KiTas,
- die Analyse der Wirkung des Erzählens auf die Kinder in den KiTas, die Analyse der Haltung der Eltern zum Projekt Erzählwerkstatt,
- die Dokumentation der entstehenden Wirkungen nach außen (Öffentlichkeit und Netzwerkbildung)
- sowie die Bewertung der Nachhaltigkeit des Projekts Erzählwerkstatt.
Das Design der wissenschaftlichen Begleitung verbindet Elemente der formativen mit der summativen Evaluation. In der Verknüpfung der verschiedenen Erhebungsschritte zielt es darauf ab, in einer Längsschnittuntersuchung die Wirkungen des Erzählens auf den Alltag der Einrichtungen und der Fachkräfte ebenso zu erheben wie die Wirkungen auf die Kinder. Der Ansatz ist damit multiperspektivisch. Neben der Einschätzung der Fachkräfte und Leitungen gibt es Beobachtungsdaten zu den Kindern und Bewertungen der Eltern zu analogen Fragestellungen.
Erhoben wurden qualitative sowie quantitative Daten. Die qualitativen Daten beruhen auf leitfadengestützten Interviews, die jeweils zu Beginn jedes Frageabschnitts eine narrative Eingangsfrage enthielten. Die Interviews wurden transkribiert und inhaltsanalytisch mit Atlas-ti ausgewertet. Die quantitativen Daten wurden mittels standardisierten Fragebögen erhoben und mit SPSS ausgewertet.
Eckdaten
Arbeitsschwerpunkt
Team
Wissenschaftliche Begleitung: Akademie Remscheid für Musische Bildung und Medienerziehung e.V.; bundeszentrales Forschungsinstitut für kulturelle Jugendbildung. Dr. Stephanie Jentgens und Gerhard. Knecht. www.storytelling.de, Dr. Florian Straus, Dr. Renate Höfer †
Auftraggeber
Projektträger: Heinrich Pesch Haus, Kath. Akademie Rhein-Neckar, Ludwigshafen
Projektpartner: Caritasverband der Diözese Speyer, Ulrike Gentner
Medien
- Erzählwerkstatt anschaulich (DVD) mit Filmbeiträgen, Infos und praktischen Tipps
- Ohren auf. Geschichten aus der Erzählwerkstatt (Audio CD)
- Sonne, Mond und Sterne. Mehr Geschichten aus der Erzählwerkstatt (Audio CD)
Veröffentlichungen
- Adam, H. (2007). Erzählwerkstatt – Erfahrungsbericht aus Ludwigshafen. Charisma, 2, S. 8–9.
- Deiters, B. (2009). Kommt, lasst uns erzählen … Das Projekt Erzählwerkstatt der Offensive Bildung. Welt des Kindes 3, S. 22–24.
- Gentner, U. (2007). Die Welt erzählt, wir hören zu! Erwachsenenbildung, 2, S. 79–80.
- Höfer, R., Jentgens, S., Knecht, G., Straus, F. (2009). Erzählen ist mehr als Erzählen. Zur Wirkung des Erzählens im Vorschulbereich. Wissenschaftliche Ergebnisse des Projektes „Erzählwerkstatt“ in Ludwigshafen. Heinrich-Pesch-Haus, Kath. Akademie Rhein-Neckar, (Hrsg.): Ludwigshafen
- Hoffmeister-Höfener, T. (Hg.) (2009). Erzählwerkstatt im Kindergarten. Berlin: Cornelsen.
- Hoffmeister-Höfener, T. (2009). Eine ganze Welt voller Geschichten. Erzählen als Medium interkulturellen Lernens. Gruppe & Spiel 6, S. 25–31.
- Hoffmeister-Höfener, T. (2008). Von der Kunst, Geschichten zuzulassen. Erwachsenenbildung 2, S. 99–102.
- Ludwig, G./Ballikaya, A. (2009). Vielfalt entdecken mit mehrsprachigen Erzähl- und Spielangeboten. Interkulturelle Kulturarbeit in Kindertagesstätten in Ludwigshafen. Gruppe & Spiel 6, S. 19–20.
- Runkel, Y. (2007). „Ich kann zwar noch nicht lesen, …“. Gruppe & Spiel, 3, S. 14–16.